Wipperfeld.
Christian Kürten hat das Radio im Trecker laufen, während er die Strecke vom Bauernhof bis zum Feld fährt. Die muss der 26-Jährige heute oft fahren, denn es ist Zeit für die Siloernte. Im Schnitt wird das Gras viermal im Jahr gemäht, in diesem Jahr ist die Ernte gut eine Woche zu früh dran – das schöne Wetter hat die Wiese wachsen lassen.
Christian Kürten ist gelernter Industriemechaniker, besucht aber gerade eine Fachschule, um Agrarbetriebswirt zu werden. Sein Vater Manfred Kürten, dem der Hof in Wipperfürth-Herweg gehört, erledigt gerade etwas in der Stadt – und für den Sohn, der den Hof eines Tages übernehmen wird, ist es selbstverständlich, dass er dann aushilft.
Ein Siloballen wiegt 800 Kilo
Auf der Wiese ist der Lohnunternehmer Friedel Kausemann schon mit einer Rundballenpresse mit Wickelkombination zugange. Sein Traktor ist rund 150 000 Euro wert, das Gerät, das die Siloballen presst und sie in einer Stretchfolie luftdicht einwickelt, noch einmal 90 000 Euro. „Das kann sich nicht jeder Hof leisten“, erklärt Kausemann.
Deshalb mieten ihn die Landwirte an. Die Familie Kürten bringt das fertige Silo dann mit dem Traktor auf den Hof. Kausemann schätzt, dass er heute rund 100 Ballen pressen wird. Einer davon wiegt 800 Kilo. Christian Kürten kann vier auf einmal mit seinem Traktor transportieren, zwei kommen auf die hintere Gabel, zwei auf die vordere. Das heißt 25 Mal hin- und zurückfahren. Kürten stört das nicht. Viel mehr Gedanken macht er sich um Feldmäuse und Hunde. „Feldmäuse sind für das Silo immer ein Problem“, sagt er. Aber durch den milden Winter und den wenigen Schnee seien in diesem Jahr nicht so viele übrig geblieben – die Greifvögel hätten sich um das Problem gekümmert. Mit den Hunden sieht das anders aus. Die Felder der Kürtens liegen in der Nähe des Tierheims und die Spaziergänger würden nicht darauf achten, ob die Hunde die Felder beschmutzen. Da die Kühe später mit dem Silo gefüttert werden, könnten sich so Krankheiten verbreiten.
Kürten ist in seinem Element, anders als seine Geschwister hat er sich schon immer für die Arbeit auf dem Bauernhof interessiert. In der Fachschule lernt er alles über den Stoffwechsel der Kuh, die Aufzucht von Kälbern und den Nährstoff der Gräser. Auf den Feldern kennt er sich ebenfalls aus. „Von hier aus kann man das Siebengebirge sehen“, sagt er und zeigt in die Ferne. „Und von da drüben sieht man an klaren Tagen den Kölner Dom.“ Er ist davon überzeugt, dass der Beruf des Landwirts immer noch Zukunft hat. „Man muss sich halt von der Masse abheben“, erklärt er und lächelt. „So, wie wir es als Bio-Hof tun.“